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Beitrag vom 20.01.2009
Ein Preis von Frauen für Frauen. Verleihung des 13. Femina-Film-Preises
Dagmar Trüpschuch
Haben Sie heute schon den Film einer Frau gesehen? Diese Frage stellt der Verband der Filmarbeiterinnen seit Anfang der 80er-Jahre auf jeder Berlinale. Auch wenn sich in manchen Ohren diese Frage...
...altbacken anhören mag, hat sie noch immer ihre Berechtigung.
Beispiel: Auf der Berlinale 2008 waren nur 29,6 Prozent aller gezeigten Filme von Frauen. Zwei Filme von Regisseurinnen standen im Wettbewerb von insgesamt 21 Filmen, die um die Bären ins Rennen gingen. "Viele Regisseurinnen sind in den Genres Dokumentar- und Kurzfilm vertreten, die normalerweise nicht so teuer zu produzieren sind", sagt Silvana Abbrescia-Rath, Vorsitzende des Verbandes der Filmarbeiterinnen. "Größere Beträge werden anscheinend noch immer lieber Männern anvertraut." Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, erstellt Kamerafrau Sophie Maintigneux, ebenfalls im Vorstand des Verbandes der Filmarbeiterinnen, jedes Jahr zur Berlinale einen Statistik, die den Anteil der Frauen am aktuellen Filmgeschehen dokumentiert. Die Ergebnisse werden an das Berlinale-Publikum verteilt.
Um auf die Arbeit von den Filmfrauen aufmerksam zu machen, die dazu beitragen, dass ein Film überhaupt erfolgreich werden kann, verleiht der Verband der Filmarbeiterinnen zusätzlich seit 1996 den Femina-Film-Preis. Er geht an eine Filmtechnikerin im Bereich Ausstattung, Kamera, Kostüm, Musik oder Schnitt in einem deutschsprachigen Spielfilm aus den Sektionen Wettbewerb, Panorama, Forum und Perspektive Deutsches Kino. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert und wird allein durch die Beiträge der Verbandsmitglieder getragen.
Die Jury, die die Arbeit der Filmtechnikerinnen bewertet, besteht aus drei im Filmbereich tätigen Frauen. In diesem Jahr entscheiden die Schauspielerin und Entertainerin Maren Kroymann, die Regisseurin Erica von Moeller und die Szenenbildnerin Maria Gruber darüber, wer den Preis erhalten wird. Maria Gruber wurde erst im letzten Jahr mit dem Femina-Film-Preis für die Ausstattung des Spielfilms "Revanche" von Götz Spielmann ausgezeichnet. Für Maria Gruber ist es deswegen eine besondere Freude, in diesem Jahr selbst in der Jury zu sitzen. "Jurorin für den Femina-Film-Preis zu sein bedeutet zuerst mal eine große Ehre, an einer sehr guten Idee mitarbeiten zu dürfen", sagt sie. "Außerdem gibt die intensive Beschäftigung mit der Arbeit von deutschsprachigen Filmarbeiterinnen die Möglichkeit, einmal mehr über den Tellerrand zu schauen und am Netzwerk für Frauen weiterzuarbeiten." Männer würden immer noch die stärkeren Netzwerke bilden, fährt sie fort. Gerade für die größeren Filmprojekte. Deswegen sei ein Filmpreis für Frauen nach wie vor wichtig. "Ich denke, dass sich an den Gegebenheiten, die zur Einführung des Preises führten, leider noch nicht so viel in Richtung Gleichstellung von Frauen im Filmbetrieb geändert hat." Zudem werde die Arbeit der technischen Berufe bei Filmproduktionen generell zu wenig wahrgenommen. "Und dieser Preis tut etwas dagegen", sagt sie.
Nominiert für den 13. Femina-Film-Preis sind:
Heike Parplies (Montage), Silke Fischer (Szenenbild), Gitti Fuchs (Kostüm) in Alle Anderen von Maren Ade (Wettbewerb)
Steffi Bruhn (Kostüm) in Sturm von Hans-Christian Schmid (Wettbewerb)
Julie Delpy (Musik) in The countess von Julie Delpy (Panorama)
Renate Ober (Montage), Isolde Rüter (Szenenbild), Petra Kilian (Kostüm) in Ghosted von Monika Treut (Panorama)
Evi Romen (Montage), Martina List (Kostüm) in Der Knochenmann von Wolfgang Murnberger (Panorama)
Bernadette Paassen (Kamera), Ute Schall (Montage) in Rückenwind von Jan Krüger (Panorama)
Karin Jacobs (Montage), Jutta Freyer (Szenenbild) Elena Wegner (Kostüm) in Schläft ein Lied in allen Dingen von Andreas Struck (Panorama)
Sarah Clara Weber (Montage), Juliane Maier (Kostüm) in Short cut to Hollywood von Mittermeier, Stahlberg (Panorama)
Silke Faber (Kostüm) in Mitte Ende August von Sebastian Schipper (Forum)
Stefanie Millat (Kostüm) in Distanz von Thomas Sieben (Perspektive Deutsches Kino)
Dorle Bahlburg (Szenenbild), Ingke Benesch (Kostüm) in Dorfpunks von Lars Jessen (Perspektive Deutsches Kino)
Weitere Infos finden Sie unter:
www.verbandderfilmarbeiterinnen.de
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